Auf diesem Bild sieht man die Arbeit in einem Büro. Die Teilnehmende einer Qualifizierungsmaßnahme sortiert Unterlagen in ein Regal, angeleitet durch einen weiblichen Jobcoach | zur StartseiteAuf diesem Bild sieht man einen Arbeitnehmer in einer Bäckerei beim Zubereiten von Broten | zur StartseiteAuf diesem Bild sieht man zwei Beschäftigte in einer Großküche | zur StartseiteDieses Bild zeigt die Arbeit in einer Gärtnerei, zu sehen ist die Hand eine_r Arbeitnehmer_in in Großaufnahme, die eine Pflanze eintopft | zur Startseite
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alternativ:digitales Lernen und Coachen

Die Coronakrise und die damit einhergehenden Einschränkungen haben - je nach pandemischer Situation - auch immer wieder Auswirkungen auf die Angebote und Durchführbarkeit von Leistungen zur beruflich-betrieblichen Teilhabe. Eine personelle Begleitung durch Fachdienste oder Jobcoaches im Rahmen von Qualifizierungen, Vermittlungen oder Arbeitsplatzsicherungsmaßnahmen, insbesondere in Betrieben, ist abhängig von aktuellen Pandemieregelungen phasenweise nicht bzw. nur eingeschränkt möglich. Dennoch bestehen Unterstützungsbedarfe sowohl bei Betrieben als auch bei Menschen mit Behinderungen fort. Dabei geht es auch um die Gestaltung von Lernprozessen, die nun nicht mehr im direkten Kontakt oder in der Gruppe ohne weiteres möglich sind. Dazu werden digitale und andere „alternative“ Lern- und Unterstützungsformen entwickelt bzw. zunehmend genutzt. Diese wurden zum Teil bereits vor der Coronakrise eingesetzt, sind aktuell besonders hilfreich und können nach der Krise, wenn der direkte persönliche Kontakt wieder möglich ist - ergänzend - eingesetzt werden.

 

Die BAG UB möchte daher in diesem Bereich - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - darüber informieren

  • welche alternativ:digitalen Lern- und Unterstützungsformen es gibt und
  • welche Erfahrungen vor Ort damit gemacht wurden.

 

Die Leistungsträger wie z.B. Integrationsämter und Bundesagentur für Arbeit befürworten solche Alternativen u.a. in Schreiben an die Leistungsanbieter.

 

So begrüßt die Bundesagentur für Arbeit ausdrücklich Anstrengungen von Leistungserbringern, die arbeitsmarktpolitische Maßnahmen als Online-Angebot oder in sonstiger alternativer Form als Ersatz für die Unterbrechung der physischen Durchführung der Maßnahme anbieten. Dabei muss die Leistungserbringung zielgruppengerecht und datenschutzkonform sein sowie den Maßnahmeinhalt im Wesentlichen abdecken und die Erreichung des Maßnahmeziels gewährleisten können. Weitere Hinweise dazu finden Sie hier.

 

In Abstimmung mit dem Paritätischen Gesamtverband geben wir Ihnen vorab folgende Hinweise zu den weiteren Informationen:

  1. Bei den aufgelisteten Tools/Anbietern handelt es sich nur um Beispiele und die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zwischen der BAG UB und den Anbietern bestehen keine Absprachen.
  2. Mit der Auflistung ist keine Bewertung der diversen Anbieter/Angebote verbunden und es wird keine Haftung für die Funktionsfähigkeit der Tools und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen, wie z. B. Datenschutzregelungen durch die Anbieter übernommen.
  3. Der Software-Markt verändert sich laufend, Lizenzbedingungen, Verfügbarkeit oder Preise können sich von einem Tag auf den anderen ändern.
  4. Die BAG UB spricht keine allgemeinen Empfehlungen zu einzelnen Softwarelösungen aus, da die Bedarfe und Anwendungsfälle in den Mitgliedsorganisationen je nach Anwendungskontext sehr unterschiedlich sind.
  5. Wir empfehlen Ihnen unbedingt im Einzelfall zu prüfen, ob die jeweilige Softwarelösung aus (datenschutz-)rechtlicher Sicht bei Ihnen wie gewünscht einsetzbar ist und ob weitere Punkte bei der Umsetzung zu beachten sind (z.B. Einhaltung der DSGVO, Anpassung von Datenschutzerklärungen und ggf. Abschluss von AV-Verträgen / Auftragsverarbeitungs-Verträgen).

 

Erfahrungen vor Ort

Bevor wir ihnen unsere Sammlung und Hinweise zu digital-alternativen Lern- und Unterstützungsformen vorstellen, möchten wir mit einem Erfahrungsbericht der Hamburger Arbeitsassistenz (HAA), die im März 2020 den ersten virtuellen Projekttag durchgeführt haben, beginnen. Dazu haben wir Ende März 2020 ein Interview geführt:

 

1. BAG UB: Die HAA hat vor kurzem den ersten virtuellen Projekttag im Rahmen der InbeQ (Individuelle betriebliche Qualifizierung der Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung" § 55 SGB IX) durchgeführt. Welche Medien wurden von euch eingesetzt und welche Erfahrungen habt ihr und haben die Teilnehmenden damit gemacht?

 

HAA: Wir haben einen Testlauf mit einem Videokonferenzanbieter gemacht. Bei der Wahl war entscheidend, dass wir keine Möglichkeit hatten, den Teilnehmer*innen eine Schulung oder Einführung in kompliziertere Anbieter zu geben. Ein Videokonferenzanbieter muss die Möglichkeit bieten, einfach, d.h. ohne Anmeldung oder Registrierung, teilzunehmen. Zudem sind die datenschutzrechtlichen Bestimmungen zu beachten. Daher lassen wir mögliche Anbieter für den endgültigen Einsatz prüfen, auch hinsichtlich vertraglicher Regelungen.

 

Die Teilnehmer*innen haben alle mit ihren eigenen Smartphones teilgenommen. Die meisten waren im WLAN bei sich zu Hause. Einige durften dafür das WLAN von Nachbarn nutzen. Nur eine Person hat mobile Daten nutzen müssen. Dieser Teilnehmer hat zwar einen Mobilfunkvertrag mit großem Datenvolumen, trotzdem wird er nicht an allen Projekttagen teilnehmen können. Videokonferenzen verbrauchen sehr viele Daten. Konzeptionell arbeiten wir sehr ähnlich wie an „normalen“ Projekttagen. Wir starten mit einer Morgenrunde. Dann bekommen die Teilnehmenden eine digitale Aufgabe (die schriftliche Kommunikation und Vergabe von Aufgaben läuft über einen sicheren Messangeranbieter). Wir verabreden uns dann wieder nach 30-45 Minuten um die Aufgabe zu besprechen. Dann bekommen die Teilnehmenden eventuell noch eine Aufgabe oder setzen die Arbeit fort. Jede Aufgabe wird im Anschluss in der Videokonferenz besprochen. Am Ende machen wir eine Abschlussrunde und verabreden uns für das nächste Mal.


Es zeigt sich, dass der Personenkreis mit dem wir arbeiten, nicht darin geschult ist, sich selbständig Informationen zu erarbeiten. Und das Ganze dann auch noch digital und alleine. Dafür sind die Videokonferenzen wichtig, um die Teilnehmenden gut durch die Aufgaben zu leiten und die wichtigen Informationen mit ihnen zu besprechen.

 

2. BAG UB: Hat die HAA bereits zuvor digitale Lern- und Unterstützungsformen eingesetzt und wenn ja wobei?

 

HAA: Wir nutzen bereits seit einigen Jahren verschiedene digitale Lern- und Unterstützungsformen, die wir in der Gruppe eingesetzt haben (was momentan nicht möglich ist); z.B.: Quizlet (https://quizlet.com/de), kahoot! (https://kahoot.com/; Hinweis: Die Bedienoberfläche, die die erstellende Person nutzt, ist auf Englisch. Das Quiz für die Ausführenden ist auf der Sprache, in der du das Quiz erstellst. Also nur die Fachkraft braucht ein paar Englischkenntnisse), Learningsnacks (https://www.learningsnacks.de), LearningApps (https://learningapps.org/) und diverse fertige Lernapps. Seit 2018 benutzen wir (noch nicht großflächig aber vereinzelt) miTAS, den elektronischen Job Coach (https://mitas-app.de/). Unter uns Kolleg*innen nutzen wir mit dem SharePoint (https://de.wikipedia.org/wiki/SharePoint) eine Kommunikations- und Austausch“börse“ für Materialien und Methoden.

 

Hinweis: Das miTAS-Projekt will die Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt nachhaltig durch Einsatz eines mobilen Systems zum digital gestützten, multimedialen Lernen und Trainieren von praktischen Handlungsabläufen in beruflichen Ausbildungs- und Arbeitsprozessen verbessern. Das Projekt ist noch im Erprobungsmodus. Zukünftig stehen Apps zum Download bereit. Die HAA hatte das Projekt auf der Jahrestagung 2019 in Suhl vorgestellt.

 

3. BAG UB: Welche zukünftigen Einsatzmöglichkeiten für digitale Lern- und Unterstützungsformen siehst du und bei welchen würde es aus deiner Sicht Sinn machen, diese auch nach der Kontaktbeschränkung aufgrund der Coronakrise weiter zu führen?

 

HAA: Wir werden alles oben genannte weiter nutzen, vor allem die Lern Apps - diese funktionieren aber eigentlich am besten in der persönlichen gemeinsamen Nutzung mit den Jobcoaches. Die jetzt neu erstellten digitalen Lernmodule (sogenannte Padlets) können sicher in den Projekttagen weiter für die Individualisierung der Projekttage und zum Stationenlernen weiter genutzt werden. Außerdem wird die weitere Nutzung sowohl uns Fachkräfte als auch die Teilnehmenden weiter in ihrer digitalen Medienkompetenz stärken.

 

4. BAG UB: Welche Lernplattformen und digitalen Lernmittel kannst du empfehlen und wie hoch ist der Aufwand auch eigene digitale Lernmittel zu entwickeln?

 

HAA: Für die Situation derzeit (kein persönlicher Kontakt - keine Möglichkeit irgendetwas persönlich zu erklären) nutzen wir zum Lernen vor allem Padlets (https://padlet.com/), aber auch verschiedene andere Lern-Apps (die von Kolleg*innen selbst erstellt wurden) und Internetseiten (z.B. www.nachrichtenleicht.de/) und/oder Lernvideos, die man bei YouTube finden kann.

 

Der Aufwand zur Erstellung der digitalen Angebote nimmt reichlich Zeit in Anspruch. Wir mussten, obwohl wir bereits viel digital zuvor genutzt haben, doch sehr viel Neues erstellen bzw. sind mittendrin. Ein erstes schnelles Angebot für die erste Woche ist erstellt. Nun muss nachproduziert werden. Denn es ist ein komplett anderes Angebot, wenn man sich eben nicht persönlich sehen darf. Zu berücksichtigen war, dass wir nicht wollten, dass Teilnehmende sich auf irgendwelchen Internetseiten oder Lernplattformen registrieren müssen. Häufig haben sie gar keine E-Mail-Adressen mit denen sie dies tun könnten. Neben der Erstellung der Angebote war zudem zu überlegen, wie wir das ganze konzeptionell aufstellen möchten und wie Interaktion in diesem Rahmen nötig und möglich ist. Nicht zu vergessen ist bei diesem Prozess, nicht nur alle Teilnehmende ins Boot zu bekommen, sondern auch das gesamte Fachkräfte-Team an diesem Prozess zu beteiligen.

 

BAG UB: Vielen Dank für den wertvollen Erfahrungsbericht!

 

Hinweis: Der HAA ist es aufgrund der Coronakrise und der damit einhergehenden Einschränkungen momentan leider nicht möglich, Fragen zu den genannten Anwendungen zu beantworten – wir bitten um Ihr Verständnis – danke!

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Hier finden Sie einen weiteren Erfahrungsbericht. Er bezieht sich ebenfalls auf die InbeQ (Individuelle betriebliche Qualifizierung der Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung" nach § 55 SGB IX) und stammt vom Router Projekt in Köln. Es wird deutlich, dass neben digitalen auch andere alternative Lern- und Unterstützungsformen genutzt werden – je nach Möglichkeit.

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Senden Sie uns gerne Ihre Erfahrungen mit alternativ:digitalen Lern- und Unterstützungsformen zu!

 
Im Folgenden möchten wir auf nachstehende alternativ:digitale Lern- und Unterstützungsformen im Überblick und ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufmerksam machen:

 

Webzeugkoffer #GleichImNetz

Der Paritätischen Gesamtverband bietet mit dem Webzeugkoffer #GleichImNetz vielfältige Anleitungen, Empfehlungen und Tipps zu Social-Media-Kanälen und diversen Tools zur Zusammenarbeit. Die dortigen Infos werden regelmäßig aktualisiert.

 

überaus - Plattform für Bildungsorganisationen:
Digitale Werkzeuge unterstützen zeit- und ortsunabhängige Zusammenarbeit

Die Plattform der Fachstelle "Übergang in Ausbildung und Beruf" bietet die Möglichkeit, den Kontakt zu Teilnehmenden zu halten und die eigene zeit- und ortsunabhängige Zusammenarbeit zu organisieren. Sie umfasst eine Reihe von digitalen Werkzeugen zur Kommunikation, Kooperation und Vernetzung innerhalb und außerhalb der Organisation und unterstützt die pädagogische Arbeit mit den Teilnehmenden. Die Nutzung ist kostenfrei. Ein kurzes Video führt in die Möglichkeiten der Plattform ein, so dass Sie entscheiden können, ob das Tool für Sie geeignet sein könnte.

 

Videokonferenzen und Webinare
  • edudip ist ein Angebot zur Planung und Durchführung von Webinaren und ist kostenpflichtig.
    Auf der homepage heißt es: „Die Webinar-Software von edudip wird ausschließlich in Deutschland entwickelt, betreut und in deutschen Rechenzentren gehosted. Alle personenbezogenen Daten werden ausschließlich auf deutschen Servern gespeichert, unterliegen somit dem europäischen Datenschutz und sind dementsprechend zu 100 Prozent DSGVO-konform.“
  • Microsoft Teams ist aufgrund der Coronakrise bis September 2020 kostenlos nutzbar.
  • Zoom ist ein Dienst für Video-Meetings, in der Gratisversion gibt es ein Limit von 40 Minuten für Gruppenbesprechungen.
  • Webex ist ein Dienst für Video-Meetings, die Free-Version erlaubt nun unter anderem Besprechungen für bis zu 100 Teilnehmer und eine zeitlich unbegrenzte Nutzung. Darüber hinaus stellt Cisco Firmen, die noch keine Webex-Kunden sind, für 90 Tage kostenlose Lizenzen zur Verfügung.
  • GoToMeeting ist eine Meetingsoftware, die nicht kostenlos verfügbar ist.
  • Clickmeeting ist eine Software für Video-Meetings und Webinare. Sie zeichnet sich durch einfache Bedienung aus. Es muss für den Nutzer keinerlei Software installiert werden.
  • GoToWebinar ist eine Webinarsoftware, die nicht kostenlos verfügbar ist.

 

Barrierefreie Webkonferenzen

Durch die Corona-Krise hat die Bedeutung von digitalen Kommunikations-Tools enorm zugenommen. Webkonferenzen haben Veranstaltungen und persönliche Treffen ersetzt. Bei dieser Art der Online-Kommunikation ist es wesentlich, dass auch die umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderung ermöglicht wird, indem die Online-Konferenzen barrierefrei gestaltet werden.
Weitere Informationen: https://www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/DE/Praxishilfen/Informationstechnik/Barrierefreie-Webkonferenzen/barrierefreie-webkonferenzen_node.html

 

Hinweis: Beim Einsatz von Videokonferenzen ist neben den technischen Möglichkeiten zu beachten, ob die Tools auch aus rechtlichen Gründen zu empfehlen sind. Die Kanzlei Althammer & Kill hat hier Bewertungskriterien aufgestellt und die aktuell gefragtesten Tools aus dem Blickwinkel des Datenschutzes bewertet: https://www.althammer-kill.de/news-detail/video-konferenzsysteme/

 

Onlineberatung

 

Messenger
  • Stashcat ist ein sicherer Messenger, für den es Vergünstigungen für Mitgliedsorganisationen des Paritätischen gibt.
  • Wire gilt als sicherer Messenger.
  • Signal gilt allgemein als guter kostenloser Messenger.
  • Threema gilt als sehr sicherer Messenger.
  • Microsoft Teams kann auch als Messenger genutzt werden.
  • Nextcloud hat mit Nextcloud-Talk ebenfalls eine Messenger-Funktion. Der rechtskonforme Einsatz von Nextcloud hängt von verschiedenen Faktoren ab.

 

Weitere interessante Informationsquellen

 

Senden Sie uns gerne weitere Hinweise zu!

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